Sonntag, 7. März 2010

Projekte der Langweile

Nicht, dass es überraschend käme. Aber die Langeweile hat mich wieder im Griff. Äh, das ist im Grunde falsch formuliert. Das könnte ja implizieren, dass es irgendwann mal so was wie Spannung bei mir gab. Was definitiv nicht der Fall war. Die Dinge, die die Zeit bis zum Tod mit Ablenkung füllen, gingen mir aus. Das klingt besser. Das klingt richtig.

Sieben Staffeln The Westwing liegen hinter mir. Pi mal Daumen 140 Episoden, die jeweils 40 Minuten kostbarste Lebenszeit raubten. 140 mal 40 Minuten keine Weltverbesserungsbemühungen, kein Ich-muss-was-sinnvolles-machen-Impetus, kein Bürgerinitiativsaktivitätsdrang, kein Dienst am Nächsten. Katastrophal - und nun ist es vorbei. Auch das gemeinschaftsstiftende Gefühl, endlich durch intensive Fernsehtätigkeit am Feierabend mehrheitsfähig geworden zu sein - dahin. Wie geht es weiter? Habe ich Alternativen? Rettet mich Langzeitprojekt Nr. 1?

Projekt1

Das Schiff! Das Segelschiff, um genau zu sein. Und da liegt auch die Krux. Kleben, malen, Aufkleber dran machen - okay. Das Faden- und Segelzeugs? Eher weniger. Auch innerhalb der Langweile gibt es Tätigkeiten, die mehr oder weniger langweilen. Das Ergebnis sieht man ja. Irgendwann wird es schon fertig. Aus demselben Grund, warum ich auch Tolkiens Herr der Ringe und Tolstois Anna Karenina gelesen habe: Weil! Durchziehen, auch wenns schmerzt. Für den nächsten Urlaub brauch ich ja auch noch nen Lückenfüller. Projekt Nr. 1 fällt also aus. Was macht Projekt Nr. 2?

 Projekt2

Intensiv-Flash-Game-mit-nach-oben-offener-Skala-Spielen wird auf Level 491 etwas zäh. Jede weitere Sprosse der Glückskarriereleiter ist weiter weg als die davorgehende. Ex-Arbeitsloser zu sein, hilft auch nicht sonderlich weiter. Arbeitsloser um Arbeitsloser schickt sich an, mich zu überholen. Mein Ego, sorgsam gepflegt und geschmeichelt durch die Tatsache, einer der ranghöchsten Spieler in einem nichtsnutzigen, sinnlosen, virtuellen, und vor allem langweiligen Computerspiel zu sein, wird jeden Tag kleiner und kleiner, bis es letztlich vollends verschwunden ist. Und das soll mich retten? Das soll mich erfüllen? Wohl kaum. Projekt Nr. 2 fällt ebenso flach.

Daher auf zu Neuem, etwas völlig Unerwartetem: Projekt Nr. 3! Do-it-yourself-Kunst! Der Plan steht. Erste fundamentale (also theoretische) Vorbereitung sind erledigt. DIN-A1-Poster sollen meine Wohnung verschönern - na gut, "verschönern". Nicht eins, nicht zwei, sondern drei - an derselben Wand. Hat immense Vorteile und keine Nachteile. Selbst wenn es am Ende scheiße aussieht, habe ich keine Gäste, denen das auffallen könnte. Daher kann ich auch ohne Hemmungen selbst Hand anlegen. Do-it-yourself-Poster mit Do-it-yourself-Kunstmotiv. Mit atemberaubenden durch die Arbeit aufgezwungenen Bildbearbeitungsprogrammkenntnissen, die im Lebenslauf mindestens als fortgeschritten, wenn nicht sogar als gut beschrieben werden müssen. Ja, das ist der Plan. Posterpositionen bis auf den Millimeter perfekt ausgemessen. Farbkomposition ist abgestimmt. Motivfrage geklärt. Jetzt kann es losgehen.

Nur: Hat jemand Ahnung?

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