Dienstag, 4. September 2007

wechselhaftes Wetter

Der Tag hat erstmal ordentlich beschissen begonnen. Ich bin um 7 Uhr aufgewacht - eindeutig eine kranke Zeit, wenn man arbeitslos ist - und konnte wie so oft nicht mehr einschlafen. Weniger Schlaf = länger warten. Dann war es arschkalt und es hat geregnet, nicht ein bisschen, so richtig.
Später beim üblichen Kontrollieren der Stellenangebote entdeckt, dass eine Ausschreibung vom März (!) dieses Jahres, auf die ich mich beworben hatte, urplötzlich nicht mehr vorhanden war. Nervig war nicht, dass es die Stelle nicht mehr gab, sondern dass es meine Bewerbung war, die den Laden dazu gebracht hat, mal ihren Internetauftritt zu aktualisieren. Ohne auch nur einen Mucks an mich zu richten. Schweine!
Zuallerletzt noch eine Absage aus dem Briefkasten geholt, mit dem üblichen pseudofreundlichen Blabla - aber der doch erwähnenswerten Phrase "Bitte sehen Sie diese Entscheidung nicht als Abwertung Ihrer Fähigkeiten oder gar persönlichen Eigenschaften." Alles klar!

Mit diesem Futter für meinen unerschütterlichen Grundoptimismus für diese Welt ging es dann auf den Weg zum Vorstellungsgespräch bei einem Verlag am Sendlinger Tor. Meine Gemütslage schwappte in der U-Bahn ins Euphorische - angefeuert von allem was mein Sortiment an Metalcore, Trash-, Black-, (Melodic-)Death-, Power-, True- und Alternative-Metal so hergibt. Von den nervigen, banalen, uninteressanten Gesprächen der übrigen Menschheit geschützt, erlitt ich aber eine herbe Niederlage auf dem Feld einer anderen Sinnesempfindung - Gerüche! Von alten Männern! Ich war fertig mit der Welt.

Doch dann kam die Wende. Das Vorstellungsgespräch für ein Verlagsvolontariat im Marketing war unerwartet äußerst angenehm. Primär deswegen, weil das 50-minütige Gespräch eher einem Vortrag gleichkam als einem Ich-muss-mich-hier-im-tollsten-Licht-darstellen-Monolog - was mir mal so gar nicht liegt. Man sah deutlich, dass meine Gesprächspartnerin vom Fach ist und gewohnt ist, Dinge anzupreisen. Nachdem ich vor kurzem bei einer Anti-Drogen-Kontrolle am heimatlichen U-Bahnhof meine kommunikativen Fähigkeiten - sprich Small-Talk - an einem mich betatschenden Polizisten schlagartig verbessern konnte, fiel es mir überraschend leicht, mich dann am Gespräch zu beteiligen, wenn es notwendig war.
Wie dem auch sei, im Vergleich zu der Atmosphäre der Elite-Kriecherei auf dieser Kontaktmesse ging es hier um Dimensionen menschlicher und sympathischer zu. Auch lernte ich, dass es vorteilhaft ist, wenn man aus der Region kommt ("schön, dass Sie so kurzfristig Zeit hatten") und - Achtung, Achtung, nahezu ein Fall fürs AGG - ein Mann ist, wenn man ins Verlagswesen gehen will - um den Männeranteil im Unternehmen zu erhöhen, fürs angenehmere Betriebsklima. Und das Beste: Die nennen das Volontariat, organisieren das als ein Volontariat und bezahlen das so wie ein Volontariat - und nicht als verkapte Praktikum-Armenspeisung.

Meine Chancen stehen 3:1, eine 25%-Gewinnchance aus der Arbeitslosigkeit. Spätestens Donnerstag bekomme ich Bescheid. Jetzt heißt es warten - aber diesmal hoffnungsvoll.

Ach ja, auf dem Nach-Hause-Weg schien die Sonne...

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Wie? Hoffnungsvoll warten? Das da mal nicht murphey's law zuschlägt...

pjat hat gesagt…

hab eben erst meine e-mails gecheckt, so nach wochen mal wieder (hab neue, schicke ich dir mal...).

wie hab ich das vermisst - musste ja seit meinem kbh-aufenthalt darben :-D!
mehr!
und: vielleicht doch schriftstellern? ;-)

p.s.: deine mitbewohnerin hatte viele bücher? *g*