Der Verlag, der die ehemalige Tagesschau-Sprecherin unter Vertrag hat, die vor lauter Nazi-Verharmlosung keine Zeit findet, Apfelkuchen zu backen, sucht einen Volontär. Normalerweise bastle ich bei sowas sofort aus meinem Legokasten von perfekt konstruierten und gestylten Phrasen eine Bewerbung, welche die Leute dann allesamt "sehr spannend" finden und/oder bei ihnen großes Gefallen hervorruft. Doch diesmal überfällt mich ein leichtes Zögern. Wobei ich eigentlich schon immer mal meine Zeit darauf verwenden wollte, mich über mehrere Wochen hinweg vom Nationalsozialismus dezidiert zu distanzieren. Solche Sätze - wie "Nie ist es die Absicht des Verlags oder der Autorin gewesen, in irgendeiner Weise die Ideologie des Nazi-Regimes zu verharmlosen oder sogar gutzuheißen." oder "Ausdrücklich stellen wir fest, dass wir gegen Rassismus, Rechtsradikalismus und jede Art der Diskriminierung Stellung beziehen." - formulieren zu dürfen, ist doch das I-Tüpfelchen einer jeden PR-Karriere. Da ist wenigstens Action dahinter und endlich der Wunschtraum eines jeden Young Professional erfüllt: eine ganz spannende Tätigkeit! Yeah, man!
Ausschlaggebend sich nicht zu bewerben war aber etwas anderes. In der Wochenendbeilage meiner mittlerweile gekündigten Lieblingszeitung (es droht mir noch der obligatorische nervige Spionageanruf, warum ich denn dieses Sakrileg begehe) kotzt sich ein Autor gehörigst darüber aus, dass der aktuelle Buchtrend darin besteht, dass Frauen ihre persönliche Erlebniswelt nach außen kehren und sie als allgemeine Ratschläge generalisieren. Die Worte "überflüssige Scheiße" sind zwar nicht gefallen, fassen aber die Aussage treffend zusammen. Da nun der oben genannte Verlag nicht nur Miss Apfelkuchen unter Vertrag hat, sondern gleich zwei weitere Autorinnen, welche ebenfalls in dem Artikel benannt wurden, bezweifle ich, dass das Volontariat irgendetwas mit Spannung - sondern was mit "Gefühlen", "Seelenleben", "Emotionalität", "Emphase" usw. (ergo: meinen Meisterdisziplinen) - zu tun haben könnte. Bezeichnenderweise sucht der Verlag einen Azubi, der sich sowohl fürs Sachbuch als auch für die Belletristik begeistern kann... In allen Verlagen ist zwischen diesen beiden Sparten immer, ja immer, eine deutliche Grenze gezogen - aus gutem Grund. Aber was man nicht alles tut, damit es in der Kasse klingelt...
... zum Beispiel arbeiten. Respektive arbeiten zu wollen und sich deshalb überall bewerben. Nachdem letzte Woche nicht so gut lief, mach ich diese Woche Pause und powere (!) dann nächste Woche weiter. Nicht nur habe ich Gespräch Nr. 7 am Montag und Nr. 8 am Donnerstag, sondern auch Nr. 9 am Mittwoch (wodurch sich eigentlich die Nummerierung verändert, aber wurscht). Gestern mittag eine Standard-ich-bewerbe-mich-bei-PR-Agenturen-Bewerbung losgeschickt (glücklicherweise daran gedacht, den Firmennamen darin anzupassen), gestern abend E-Mail-Antwort ("Herzlichen Dank für Ihre Bewerbung. Sie ist bei uns sehr gut angekommen."), heute vormittag Terminfestsetzung. Voilá!
Wenn ich bei Gespräch Nr. 10 angekommen bin, belohne ich mich selbst mit einer Tiefkühlpizza. It's partytime, baby!
Dienstag, 2. Oktober 2007
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1 Kommentar:
umwerfend. umwerfend. umwerfend. dein humor ist der hammer.
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