Donnerstag, 11. Oktober 2007

...und ist endlich vorbei.

Geschafft! Das dritte Gespräch innerhalb einer Woche ist nun auch endlich vorbei. Mehr geht echt nicht - allein weil mir die Hemden ausgegangen sind.

Der nette Global Player aus meiner Nachbarschaft hat zum Stelldichein gebeten. Global Player erkennt man unter anderem daran, dass in der U-Bahn extra Wegweiser aufgestellt werden, damit man sie auch brav findet. Ich hätte auch das Rad nehmen können - aber das ist eine andere Geschichte. Wer zufälligerweise ein funktionierendes Hinterrad übrig hat, kann sich ja mal melden und dem erzähle ich sie dann. Statt dessen nun noch kurz an einer der prachtvollsten und schönsten Straßen Münchens - dem Mittleren Ring - entlang und schon stand ich in der Konzernzentrale am Empfang.

Dort begrüßte mich eine junge, freundliche, adrette - wäre ich ein Rassist, dann saubere - Angestellte mit Migrationshintergrund und repräsentierte damit den freundlichen und weltoffenen Charakter ihres Unternehmens, wie es sich auch für eine Empfangsdame gehört. Bisschen blöd war dann nur, dass sie - wie sie zugab - ein wenig Probleme mit diesen komischen deutschen Namen hat. Und ich rede nicht von meinem Nachnamen, dieses bizarre Gebilde von fünf Konsonanten hintereinander, in welchem viele doch noch irgendwo einen Vokal vermissen. Den habe ich aus Gewohnheit gleich buchstabiert. "Kreuzer" ist da viel heimtückischer. Aber irgendwann war ich dann doch mal angemeldet und durfte mich im Foyer niederlassen.

Dort konnte ich dann die Arroganz der Macht bewundern: Überall glänzender, glatt polierter Marmor, Ledersitzgarnituren modern in Kreisform, blauer Samtteppich, weite Räume (ich saß ca. 50 Meter von der Empfangsdame entfernt; Nazi-Bauten sind nen Dreck dagegen), Designer-Couch-Tische (einer sogar mit einem Papierfliegerchen verfeinert), abstrakte Kunst an den Wänden und lauter schmierige, zugeknöpfte Anzugträger in männlicher und weiblicher Ausgabe, die dort einfach nur rumstanden. Dann wandert der Blick nach draußen, streift die Bonzenkarossen, welche fein säuberlich vor dem Eingang aufgereiht waren, schwenkt zu wehenden Firmenfahnen und bleibt dann endlich an einer Pizza-Hut-Filiale auf der gegenüberliegenden Straßenseite und der restlichen ästhetisch ansprechenden Architektur Milbertshofener Mietskasernen hängen.

Ich logierte bequem auf einer dieser Ledercouchen und wartete - 45 Minuten lang. Irgendwann erschallt vom anderen Ende der Welt der Ruf: "Herr Magister Artium, ich glaube sie wurden vergessen!" Doch dann wurde ich dann doch unter vielen Entschuldigungen abgeholt - nicht von Frau Kreuzer, denn die war krank, sondern von einer anderen Frau.

Das Gespräch an sich dauerte nicht so lang. Einen nicht unwesentlichen Beitrag hierfür leistete mein Gesprächsöffner "Also, ich muss zugeben, ein Praktikum hat in meiner momentanen Situation nicht unbedingt oberste Priorität." Wahnsinn, wie schnell sich bei sowas der Gesichtsausdruck des Gegenübers verändern kann. Die Eckdaten kurz zusammengefasst. Das Praktikum soll tatsächlich nur ein Praktikum sein und ist nach sechs Monaten definitiv zu Ende, deswegen suchen sie auch nur Studis bzw. Leute, die frisch von der Uni kommen. 800€ im Monat und ganz viel Möglichkeiten, was zu lernen und sich intensiv dort einzubringen - natürlich. Da für so einen kurzweiligen Spaß ein bisschen zu viel Wartezeit draufgegangen war, haben wir uns geeinigt, das Gespräch ganz normal weiterzuführen mit den üblichen Ritualen. Endlich kam auch mal die Frage "Und wo sehen sie Ihre Schwächen, also was können Sie nicht so gut?" Yeah. Insgesamt doch ganz spaßig die halbe Stunde. Wenn die anderen beiden Bewerber nicht so prickelnd sind, meldet sie sich morgen "garantiert" noch einmal und bis dahin kann ich es mir ja noch einmal überlegen. Hihi.

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