Freitag, 7. Dezember 2007

So much time and so much pain

So much time, oh so much time. And pain as well, so much of that, and so much time to suffer in it too. One or the other on its own I could probably manage. It's the two together that really get me down.
(Marvin aus Douglas Adams' "Per Anhalter durch die Galaxis" - irgendwo in Band 4, glaub ich)
Ich bin jetzt seit 37 Stunden suchtmittelfrei und dementsprechend gehts mir. Nein, nicht wegen Silvester und dem Blabla von "Guter Vorsatz" und so. Nein, nicht wegen dem ab Januar geltenden Rauchverbot in Bayern. Nein, nicht weil "Rauchen ungesund ist" usw. Keine heroischen Tiraden. Nein, viel profaner: Geld und Selbsthass. Jede Zigarette war eine Manifestation des Scheiterns, Testament totaler Willensschwäche, das "L" ständig als Rauchzeichen präsent. Sklave seiner Sucht zu sein ist genauso jämmerlich und peinlich wie es sich anhört. Und für ein Mitglied des Volks der Übermenschen geht das schon mal dreimal nicht. Immerhin wird meine Gedankenwelt jetzt nicht mehr nur durch Gewaltfantasien, Leere und Selbstmord beherrscht. Jetzt denke ich an Gewaltfantasien, Leere, Selbstmord und Zigaretten. Will mich ja nicht dem Vorwurf der Kleingeisterei aussetzen. Außerdem: Wenns einem schon beschissen geht, dann auch richtig. Dann wird halt beim Weinen im stillen Kämmerlein nervös rumgezuckt. Was dagegen?

Ablenkung muss her. Am Anfang rätselte ich noch, welcher Rauchertyp ich bin: Stress-Raucher, Langeweile-Raucher, Belohnungsraucher oder Genuss-Raucher, um darauf meine Strategie abzustimmen. Doch mittlerweile weiß ich: alle vier! Ganz schlecht ist übrigens Hausarbeit, insbesondere Bügeln. Man überwindet zwar den Langeweile-Raucher, hat aber extrem viel Zeit, um nachzudenken - und daher an Zigaretten zu denken - nur um dann hinterher dem Belohnungsraucher in die Arme zu laufen. Noch nie war Hemdenbügeln so eine Pein. Beim Fernsehen kommt irgendwann mal ne Werbeunterbrechung und selbst in Büchern gibts Absätze - außer bei Thomas Bernhard. Aber der ist bekanntlich ne Ausnahme.

Wesentlich sinnvoller ist da Computerspielen. Also wenns ein richtiges Computerspiel ist. Ich hab ja mal dieses Browserspiel "Die Stämme" angefangen, was - wie sich im nachhinein gezeigt hat - kein richtiges Computerspiel ist. Primär deswegen, weil es tatsächlich absolut sinnlos, im Sinne von Ablenkungspotenzial habend, ist und dadurch - was am schlimmsten ist - an den Kapitalismus erinnert. "Sinn" des Ganzen: Dörfer erobern. Hat man Dörfer erobert, baut man sie aus, um danach - was wohl? richtig - andere Dörfer zu erobern. Währenddessen wartet man. Stundenlang. Und kann viel nachdenken. Ebenso rauchen. Ich hatte irgendwann mal 15 Dörfer und die Aussicht auf Nr. 16 war jetzt nicht wirklich glücksverheißend: Nr. 17 und danach Nr. 18 usw. Menschen mit noch weniger "Leben" als ich hatten schon über 100. Und wozu? Eben. Kapitalistische Akkumulation und "Wachstum" sind auch Dinge, wo sich eigentlich jeder fragen sollte "Wozu?". Aber Apologeten des Seins haben auch hierfür ihre Phrase: "Der Weg ist das Ziel" - hihi.

Ein richtiges Computerspiel bietet einem das: "Töte jeden, zerstöre alles, finde den Schlüssel, öffne die Tür!". Das ist mal Sinn pur. Das hilft auch gegen Ich-muss-jetzt-eine-rauchen-Attacken. Insbesondere "Töte jeden" ist unglaublich fesselnd. Stundenlang irgendwen oder irgendwas abballern, niederstechen, zusammenhauen, abfackeln, explodieren lassen, entzwei hacken; rumlaufen; Gegenstände aufnehmen; wieder zurücklaufen, weil mans verplant hat; Knöpfchen drücken; Rätsel lösen - und über allem: Nicht sterben. Einfach klasse. Ich bin sowas von begeistert. Das wird wahrscheinlich auch mein - allererstes - Lebensmotto: "Töte jeden, zerstöre alles, finde den Schlüssel, öffne die Tür!" - hört sich fantastisch an. Und wenn ich ein bisschen Geld investiere, bekomme ich sogar vielleicht nen Premium-Motto: "Töte jeden, zerstöre alles, finde den Schlüssel, öffne die Tür und heirate die Prinzessin!"

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