Samstag, 17. Mai 2008

Willkommen in der engeren Auswahl

Die innovativste Art und Weise auf die ausführliche und detaillierte Schilderung meiner etwas verfahrenen und prekären Situation (bekannt auch als Rumgeflenne) zu reagieren, war die Zusendung des YouTube-Clips von "Staying Alive" von den BeeGees. Netter kann man "Hör auf, ich kann es nicht mehr hören" wirklich nicht ausdrücken. Aber es gilt ja noch immer die Grundregel: Nicht fragen, dann gibts auch keine Antwort!

Aktueller Grund zum Rumflennen ist Absage Nr. 3 nnZ. Trainee-Stellen bei PR-Agenturen und ich ist wohl nicht die beste Kombination. Ein Grund zum Resignieren und Aufgeben? Bei weiten nicht. Vor allem jetzt wo ich bereits die ganzen Sprüche drauf habe, warum PR so wahnsinnig toll ist. Vielleicht liegts ja daran. Naja, egal. Man muss sich nur daran aufgeilen können, dass "in die engere Auswahl zu kommen" schon ein sagenhaftes Erfolgserlebnis per se ist:

Ich habe studiert! Ich habe es auch erfolgreich abgeschlossen! Ich habe Praktika ohne Ende! Ich war im Ausland! Ich war ehrenamtlich engagiert! (Hatte aber nie einen offiziellen und schön klingenden Titel - oh shit!) Ich gehöre keiner blöden Randgruppe (englisch und extrem politisch korrekt: vulnerable group) an, die man diskriminieren könnte! Ich komme in die engere Auswahl! Jaaaaa! Ich Held! Das Leben ist genial. Ach, Quatsch: Ich bin genial! So kann es weitergehen. Aber echt.

Die sublimierte Variante der Engeren-Auswahl-Verehrung habe ich auch schon hinter mir. Von "Wir wollen Sie gerne kennenlernen" gleich zur Absage ohne den lästigen Umweg eines Vorstellungsgesprächs. Dass mein Sex-Appeal auch die Mauern von Jericho einstürzen lässt, ist ja mittlerweile allbekannt. Daher wurde mir auch Gespräch Nr. 4 nnZ angeboten - PR-Agentur natürlich. Allerdings inklusive dieses Gesprächs: "Haben Sie zufällig, naja, morgen Zeit?" - "Morgen ausnahmsweise nicht, aber übermorgen oder die Tage darauf, kein Problem" - "Hmm, das ist blöd, dann gehts erst wieder in zwei Wochen. Wir melden uns dann wieder, denn wir wollen Sie wirklich gerne kennenlernen." Engere Auswahl! Engere Auswahl! Yeah, yeah, yeah! Zwei Tage später die Absage. Yeah, yeah, yeah! Das ist mal Effizienz. Gespräch Nr. 4 samt Absage Nr. 4 ohne Gespräch, nennen wir es Gespräch Nr. 4a.

Denn - wie sollte es auch anders sein - es steht Gespräch Nr. 4b nnZ an. Nächste Woche versuche ich mich bei einer großen, bekannten Unternehmensberatung als Korrekturleser. Als was? Als Korrekturleser. Oder auch die "Sprachinstanz innerhalb der Medienabteilung". Ich betrete Neuland. Nicht nur wegen der neuen Thematik, sondern auch weil es mein erstes kompetitives Vorstellungsgespräch sein wird. Kleine Vorstellung des Arbeitsplatzes, kleiner Einstellungstest und großes Mitbewerber-Ausgesteche. Ich bin gespannt.

Davor aber etwas völlig ungewöhnliches. Ich suche Rat. Ich werde die Hochschulabsolventen-Beratung der Münchner Arbeitsagentur in Anspruch nehmen. Zehn Monate nach meinem Abschluss. Vielleicht wissen die ja etwas, das ich noch nicht weiß. Ich soll meinen Lebenslauf mitbringen. Yeah! Ich bin gespannt.

1 Kommentar:

pjat hat gesagt…

Seit wann gibt es die denn wieder?! Ich erinnere mich ja noch mit Schrecken an Fragen wie "Magister? Was ist das denn? Sowas wie Diplom?" von freundlichen Mitarbeitern selbiger Agentur... und die sagten mir damals, dass es das Absolventen-Ding eben nicht mehr gebe. Da hoffe ich aber auf einen Bericht über das Gespräch... ;)!