Mittwoch, 16. Juli 2008

Hoffentlich gut versichert

Zwischen Schlafen und Fernsehen hat sich so was Unbedeutendes wie Pressemitteilungen schreiben, ins richtige Format bringen und versenden, Veröffentlichungen dokumentieren, Fachbeiträge von Kunden redigieren und layouten, Übersetzungen und anderer Krimskrams, den Menschen auf der untersten Hierarchiestufe eben zu erledigen haben, eingenistet. Kurz: Arbeit. Wahrlich nichts, das man ins Blaue verklären oder schlichtweg schlecht reden kann. Das Leben bietet einfach keine Highlights mehr.

Krankenversicherungskarte war schon cool, aber wie man mitbekommen hat, auch nichts Außergewöhnliches. Außer für mich, selbstredend. Das hatte aber doch eher was mit meiner eigenen (ehemaligen) Situation zu tun. Menschen, die Krankenversicherungen als etwas völlig normales betrachten, kann ich damit auch keinen Trost spenden. Will ich auch gar nicht. Hieße das doch, dass mich das in irgendeiner Form jucken würden.

Mir fehlt Abwechslung und außerdem plagt mich der Gedanke, dass ich noch nicht alles getan habe, um vollends Spießer zu werden. Deswegen habe ich einen Versicherungsmakler zu mir her zitiert und ihn aufgetragen, mal für ein wenig Abendunterhaltung zu sorgen. Gib mir den Gaukler, Baby! Anstatt Bier trinkend amerikanische Fernsehsendungen zu glotzen oder mir einen Krampf im Zeigefinger durchs zu häufig auf den Stumble-Button klicken einzufahren, begab ich mich in die phantastische Welt der Berufsunfähigkeitsversicherungen. Und es war geil.

Wer immer noch nicht vom Klassencharakter unserer Gesellschaft überzeugt ist, wird es dadurch. Nichtsnutzige, übergebildete Akademiker wie ich bilden nämlich eine eigene Risikogruppe hinsichtlich Gefährdung bei der Arbeit. Die Arbeitskraft, sofern sie primär nicht körperlich und noch primärer im Büro angewandt wird, ist risikoärmer als die eines Handwerkers. Naheliegend? Schwupps ist die nationalsozialistische Gleichsetzung von Hand- und Kopfarbeit, welche die Harmonie in der Volksgemeinschaft bewahren sollte, durchkreuzt. Handwerker versichern ihre Arbeitskraft und sehen dank ihrer erhöhten Gefährdung ihr Geld nie wieder. Büromenschen erhalten bei Nichteintritt des Versicherungsfalles ihre Beiträge zurück und können diese als Bestandteil ihrer Altersversorge verwenden, da "Überschüsse aus Berufsunfähigkeitsversicherungen steuerfrei sind". Oi!

Auf zur Berufsunfähigkeitsversicherung. Haftpflichtversicherung habe ich schon. Brandschutzversicherung brauche ich mangels Haus nicht. Risikolebensversicherung mangels Familie auch nicht. Andere Versicherungen sind unnötig. Ja, spießige Spannung oder spannende Spießigkeit vom feinsten. Was will man mehr?

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Hi Blogger!
Ich bin zwar noch nicht besonders weit beim lesen Deines Blogs, möchte aber gleich mal zwei Dinge loswerden, auch auf die Gefahr hin, dass sie a) schon erwähnt und/oder b) vielleicht schon durchgezogen wurden:

1. Du wärst es bescheuert es noch nicht einmal zu versuchen den Blog bzw. die Texte als Buch zu veröffentlichen! Die meisten M.A.s (einschließlich mir) erkennen sich in Deinen Texten wieder. Und auch wenn sie nur Deine Frustrationen und Alltagsprobleme wiedergeben und Du Deine Situation selber gar nicht lustig findest, hier mal eine Neuigkeit: SO GEHT ES ANDEREN AUCH! Aber es ist doch ein geiles Gefühl, wenn man über seine eigene Scheiß-Situation - wenn auch bitter - lachen kann!
2. Bitte führ wenigstens den Blog fort...

In Erwartung,
A.