Donnerstag, 25. September 2008

Ich lebe, glaub ich

In Zeiten, in denen hoch bezahlte, mit Privilegien überhäufte, extrem überdurchschnittliche Super-Excellency-Leadership-Highest-Potential-Schlappschwänze meinen über alles geliebten Kapitalismus kaputtmachen und nun marxistisch-kämpferische Umstürzlerorganisationen, wie das ZDF, die Süddeutsche oder die Zeit, ordentlich auftrumpfen und mir mit Fragen wie etwa "Ist der Kapitalismus noch zu retten?" ne Heidenangst bescheren, wird mein Ego durch die flehende Bitte hier weiterzumachen geschmeichelt. Here we go...

Zugegeben, mein Leben neigte sich gerade auch wieder dazu inhaltsleer zu werden. Eine Zeit lang konnte ich mich ja noch an meiner sensationellen Berufsunfähigkeitsversicherung aufgeilen - aber nach einigen Monaten gibt das auch keinen Kick mehr. Sämtliche Episoden - auf deutsch wie englisch - von "Battlestar Galactica" sind in der Zwischenzeit auch gesehen und alle meiner nicht-existierenden Freundschaften gingen in die Brüche, weil ich nur noch Zeit für mich und meine Arbeit fand. Ich bin allein, verlassen, ungeliebt und unnütz. Mir ist langweilig. Ich bin zurück.

Bald sind drei Monate Lohnarbeiterdasein rum und ich spüre bereits, wie sich die Selbstverwirklichung in Körper und Seele breit macht. So viel Struktur hatte mein Leben selten. Ich meistere Tag für Tag Herausforderungen, kann permanent meine Fähigkeiten unter Beweis stellen, manage Projekte mit einer Arschbacke und gönne mir abends zur Belohnung ein paar Gläser edelster Gewächse. Abgerundet wird mein Glück mit guten Gesprächen am Wochenende, in denen ich mit meinen neu gewonnenen Kenntnissen brilliere und mich zum Mittelpunkt jedweder Gesellschaft aufschwinge. Hach, ist das Leben nicht schön?

Und dann, dann fordert mich ein äußerst glückliches, weil äußerst betrunkenes Mädel auf der Wiesn dazu auf, mich ebenfalls hemmungslos zu betrinken und endlich mal loszulassen, endlich die Kontrolle zu lockern, um schnurstracks ins Glück zu marschieren, denn nur der Exzess offeriert in unserer durchnormalisierten Welt den einzige Weg in die Erlösung. Die Welt und das Leben stinken vor Langeweile, Heilung und Spaß gibt es nur im Rausch. Ich soll aufhören, so ein, so ein Spießer zu sein!

Und das an einem Sonntag! Ich bin völlig am Boden zerstört...

4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Er ist zurück. Der Hüter des gepflegten Spießertums, der Retter des egozentrischen Daseinsblogs, der Messias der normalitätsverweigernden Zynikernormalos.

Willkommen zurück in der bittersüßen Realität des ewigen Kommentars abgewichster Wirklichkeit.

Ich hoffe, es folgt jetzt mehr als ein Beitrag im Monat!!

Anonym hat gesagt…

Schön, dass Du wieder da bist! Wir sollten mal wieder ein Bierchen trinken gehen! Grüße, Marc

Anonym hat gesagt…

Wow! Das ging ja schneller als gedacht... Deutsch eben!

In weiterer Erwatung,
A.

Anonym hat gesagt…

schön von dir zu lesen.
du bist mein sprachrohr.
hochachtungsvoll,
A.