Fanpost erreicht mich - da sollte ich doch reagieren... und zwar standesgemäß mit einer fetten Enttäuschung: Keine holde Weiblichkeit weit und breit. Wo kämen wir denn dahin? Ja, vielleicht tatsächlich zu Ikea, aber dafür wäre ein Auto nützlicher als eine Frau. Außer man braucht Teelichter, Servietten, Topfpflanzen, Bilderrahmen... Holde Weiblichkeit wirds erst wieder geben, wenn ich mein Buch zurückhabe.
Nein, was mich - neben der gähnenden Leere in meinem Leben - vom Schreiben abhielt, war etwas durch und durch Maskulines: Intensiv Computerspielen. Ich verfiel etwas, das man als World of Warcraft light bezeichnen könnte - einem sogenannten MMORPG auf Flash-Basis. Ein vollkommen sinnloses, langweiliges und sich wiederholendes Spiel. Keine Aufbaustrategie, eigentlich gar keine Strategie, kein blutrünstiges und genüssliches Niedermachen von Nazis, Zombies, Terroristen oder kleinen Kätzchen, sondern stupides Ausführen der ein- und derselben Bewegung. Klingt unspannend, ist es auch - und deswegen auch so unglaublich genial. Vorteil: Auch betrunken schafft man was. Ich bin bereits auf Level 324 und der Elftbeste meiner Spielklasse überhaupt. Gut, nicht? Danke für Eure Interesse. (Das Spiel ist übrigens noch sinnbefreiter als Farmville, aber besser programmiert, so dass die Systemressourcen nicht ganz so über den Jordan gehen...)
Nebenbei hat man auch mehr interkulturellen Kontakt zu anderen Menschen, als ein Jutesack tragender, für den Weltfrieden trommelnder Gutmensch in seinem Leben je haben wird. Ich kenne jetzt einen guten Ausschnitt von meist männlichen Nerds aus allen für die Welt relevanten vier Kontinenten und weiß nun: Auch Auswandern hilft nicht gegen die Misere eines sinnloses Lebens. (Angebliche) Frauen gibt es auch ein paar und werden interkulturell vollkommen korrekt als Exoten behandelt. Und ab und zu mit "U wanna be my gf?" traktiert. Tragisch ist nur, dass einige höchst interessante Mensch, die man unbedingt kennenlernen muss, ihre eigene Sinnlosigkeit damit kompensieren, indem sie dieses Spiel zum Sinn ihrer Existenz machen und sich intensiv bemühen, mich keinesfalls auf Position 10 zu lassen. Was total gemein ist. Außerdem wurde ich bereits aus ein paar "Guilds" geworfen, weil ich eine "Arena" nur in 32 Minuten schaffe und nicht in 29. Was ebenso total gemein ist. Außerdem finde ich Schlaf toll, Arbeit zwar nicht so, aber da ist sie trotzdem und für jeden Tag Pizza vom Lieferdienst bräuchte ich nicht meinen neuen Induktionsherd. Für einen der Top-Gamer fehlen mir also entscheidende Wettbewerbsvorteile. Darf man sich in unserer kompetitiven Welt mit Nummer 11 zufrieden geben?
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