Es ist Mitte Februar und mir ging ein Licht auf. Oder was auch immer. Es ist Samstag. Ein normaler Samstag. Wäre ich die Deutsche Bahn oder die ARD, müsste ich sagen, es ist ein Chaos-Samstag - denn es liegt Schnee. Verglichen mit Juli pervers viel Schnee. Leider war kein Brennpunkt-Team unterwegs, so dass ich meine Verwunderung nicht live im Fernsehen, bundesweit, in Farbe und mit Ton ausdrücken konnte. Aber zurück zu meinen Breaking News. An diesem ordinären, mit einem sanften Hauch von Chaos garnierten Samstag fahre ich mit der U-Bahn zu einem Schuhgeschäft, um mir Ersatz-Schnürsenkel zu besorgen. Hätte ich nicht am Donnerstag durch Zufall drei Freibier im Türkenhof bekommen, müsste ich zugeben, dass das mein Highlight der Woche gewesen wäre. Emotional auf dem zweiten respektive dritten Platz rangiert der Moment, als mein Schnürsenkel riss. Um meine Nervösität zu bekämpfen und meine intellektuelle Arroganz jedem Unterschichtler in Milbertshofen reinzupressen, blättere ich im Zeit-Magazin und lese: Patent-Ante. Perplex erkannte ich: Mein Job ruiniert meine Wahrnehmung. Und die Werbung der Münchner Müllabfuhr ist der Hammer.
Ja, mein Job. Ja, ich bleibe Ex-Arbeitsloser. Man wird es kaum glauben: mit mehr Geld, mehr Urlaub, mehr Das-übernimmst-Du-jetzt. Ich mache jetzt Online und so. Das geht ganz leicht von der Hand. Kannste Silbentrennung in Word aktivieren, kannste auch Typo3 - versteh ich echt nicht, warum das so lange dauert. Einen neuen Titel habe ich auch. Aber Ex-Arbeitsloser ist einfach nicht zu schlagen. Eigentlich bin ich schon seit Anfang des Jahres weiterhin Ex-Arbeitsloser. Aber so viel Sensationelles passiert eben nicht. Deswegen muss ich meine Lichtblicke im Leben streng rationieren und sie dosiert der Welt verkünden. Die Nachrichten für Mitte Februar: Ex-Arbeitslosigkeit continues, Ersatz-Schnürsenkel bekommen und Level 475.
Mal sehen, was der März so bringt. Keine Angst, Schuhe sind schon geputzt. Aber einen neuen Teppich könnte ich brauchen...
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