Schaulaufen an einer der schönsten Ecken Münchens: S-Bahn-Station Leuchtenbergring, direkt am Mittleren Ring und der nicht minder attraktiven Berg-am-Laim-Straße. Dazwischen die Münchner Niederlassung eines deutschen Megakonzerns, der mit "B" anfängt und mit "mann" endet. Klein-M.A. hat sich für ein Praktikum beworben und heute war Vorstellungsgespräch.
Begonnen hat es stilecht. Ich habe ausnahmsweise mal geduscht und mich rasiert, war pünktlich, habe den Weg sofort gefunden und dann am Empfang... vergaß ich den Namen derjenigen, bei der ich mich vorstellen sollte. Da der Konzern ja mega ist, hat selbst die Münchner Ansiedlung zwei Empfangsdamen, die zwar keine Ahnung haben, dafür aber eine riesige Telefonmappe mit allen Mitarbeitern - nach Namen geordnet. Argh! Bisschen peinliches Rumtelefonieren und schon wurde ich abgeholt, ein wenig zick zack in einen Fahrstuhl gebracht, dann wieder zick zack in den Konferenzsaal geführt.
Dort habe ich dann die gesamte Pressestelle eines Tochterverlages des Megakonzerns, die das Praktikum ausgeschrieben hat, kennengelernt. Zwei Personen! Die Chefin und die Praktikantin. Das Gespräch hat wiederum eine ganze Stunde gedauert, gefüllt primär durch die Auflistung der Aufgaben eben jener Pressestelle. Mein Part in dieser Phase des Gesprächs beschränkte sich auf die Frage "Und Sie sind tatsächlich nur zu zweit?" (nach Menschen; nach Bezahlung nur 1 1/5). Im Endeffekt vom feinsten die Art von Ausbeutung, welche Sozialdemokraten in Rage versetzt, von ganz oben im Konzern verordnet - Chefin hätte schon liebend gerne jemand "Richtiges" als Untergebenen. Bekommt sie aber nicht. Ällerbätsch. Selbst Volontariat darf sie es nicht nennen.
Frage an die Welt: Ist "Volontariat" ein gesetzlich definierter Begriff, der einige Bedingungen beinhaltet? So böse Sozialversicherungsbeiträge und so?
Die harten Fakten: 500€ monatlich, auf sechs Monate befristet, keinerlei Übernahme in den Konzern vorgesehen. Dafür arbeitet man das Pensum eines Festangestellten - positiv gewendet durch die Praktikantin: "Man lernt dort schon extrem viel, wird auch sofort in Verantwortung genommen ....etc." - also ein gelungener Weg Berufserfahrung zu sammeln. Wer braucht schon Geld? Menschen im Verlagswesen anscheinend nicht. Denn ich bin nicht der einzige Bewerber auf diese "Stelle". Kommt davon, wenn die Leute schnurstracks am Markt vorbeistudieren und sich so nem Mist wie Geistes- und Sozialwissenschaften widmen anstatt mal was gscheides wie Ingenieurswesen zu machen. Geschieht ihnen nur recht.
Pro: Arbeit klingt interessant; die zu lernenden Tätigkeiten können universell eingesetzt werden; in so einem Konzern ist es leichter "Vitamin B" anzureichern als in einer Sieben-Mann-Agentur; "nur" sechs Monate Drecksjob; und endlich wieder was zu tun...
Contra: kein Geld - dickes Contra
Habe noch bis Ende nächster Woche Zeit mich zu entscheiden - vorausgesetzt ich bin würdig, um dieses Praktikum anzutreten.
Dienstag, 18. September 2007
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