Zeitung und Post aus dem Briefkasten geholt. Unter anderem Nachricht von der Agentur im Gärtnerplatzviertel. Absage. Aber wie versprochen Ende dieser Woche Bescheid gegeben - sogar 55 Cent für die Briefmarke dafür ausgegeben. Nobel, nobel. Es gibt doch noch nette Menschen auf der Welt - nur keine, die mich beschäftigen und gleichzeitig bezahlen wollen. Der Praktikum-Megakonzern-Ausbeuter hat sich gar nicht mehr gemeldet. Fein. Habe wohl doch sehr deutlich gemacht, dass 500€ im Monat für eine richtige Stelle ohne irgendeine Perspektive nichts ist, für das ich mich begeistern könnte. Soll sich irgendeine Assyriologie-Studentin dafür verknechten und "eine spannende und lehrreiche Zeit" dort verbringen.
Dieser Morgen hat erschreckende Ähnlichkeiten mit einer früheren Episode: Wetter, das einem ins Gesicht spuckt; eine Motivation, die alle Gutmenschen in meinem Umfeld dazu veranlassen würde, sich Sorgen um mich zu machen; Absage für eine aussichtsreiche Stelle; mit diesem Joch gesattelt auf zum nächsten Gespräch. Heute: Gespräch Nr. 6. Juchee!
Dann Telefonterror. Zuerst dieser bizarrer, aber ins Konzept des heutigen Tages passender Anruf:
M.A.: "Magister Artium. Hallo?"Es folgte Anruf Nr. 2 - erwartet, dass der Depp wieder anruft, dementsprechend auch meine Begrüßung - aber: "Hallo, ich rufe an wegen Ihrer Bewerbung bei uns." - Ups. Der Verlag, aus dessen Namen, wenn man sich anstengt, einen Adelstitel und eine Mengeneinheit herauslesen kann, sucht einen Redaktionsvolontär. Unglaublich, doch nicht etwa mich? Gespräch Nr. 7 steht also in 1 1/2 Wochen an. Hey! Wer braucht schon Kinder, Hunde oder Hobbys? Ich verbringe eben meine Zeit damit, zu Vorstellungsgesprächen zu rennen, mich dort eine Stunde lang zu unterhalten und eine Woche später eine Absage zu kassieren. Nun ja, besser als nichts. Das mit den Kindern und den Hunden sollte ich auch lieber bleiben lassen. Mir wird gerade die Fähigkeit, ein Lebewesen länger als zwei Wochen als ein lebendiges Wesen zu umsorgen, in Form von gelben Blätter durch meine Zimmerpflanzen abgesprochen.
.....
M.A.: "Hallo?"
...
Anrufer: "Nichts! (eher Niggsss)" - Aufgelegt.
Jetzt aber auf zu Gespräch Nr. 6 bei einer PR-Agentur am Max-Weber-Platz. Das übliche BlaBla mit den üblichen Fragen und den üblichen Ansagen. Erwähnenswert nur: 1500€ brutto, 26 Urlaubstage, ein Probearbeitstag als nächste "Stufe" des Auswahlverfahrens, Bescheid spätestens Ende nächster Woche. Nicht, dass ich da nicht zusagen würde, sollten die mich wollen. Nur ich habe es mir abgewöhnt, so was wie "Freude" zu äußern, solange es noch nicht in trockenen Tüchern ist. Vor allem heute - wo eigentlich nichts trocken ist... Es war dennoch ein sehr freundliches Gespräch insgesamt.
Aber jetzt endlich daheim, wo ich im Warmen und Trockenen entspannt deprimiert sein kann.
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