Montag, 1. Oktober 2007

Bilanz September

Ich habe mich geirrt. Jetzt bittet doch auch der zweite Praktikum-Anbieter zum Vorstellungstermin für ein Praktikum in deren innerer Unternehmenskommunikation: Gespräch Nr. 8 am Donnerstag nächste Woche.

Das ist eigentlich auch gar nicht so übel - aus mehreren Gründen. Naja, eigentlich nur zweien, aber dennoch mehr als einer. Der erste Grund ist, dass der Anbieter ein international tätiger Autobauer ist und zufällig bei mir ums Eck seinen Sitz hat. Und allein deren Konzernzentrale von innen gesehen zu haben, war Ausschlag genug für mich, da zuzusagen: "Ich war da! Und haste nicht gesehen!"
Der zweite Grund, sich grundlegend für ein Praktikum zu interessieren, besteht darin, dass ich sonst nichts anderes habe, für das ich mich interessieren könnte. Die Agentur, wo ich krank und übelst demotiviert am Freitag aufgelaufen bin, hat postwendend (ts, was für ein Atavismus: e-mailwendend) am Montag gleich die Absage verschickt. Ging flott. Muss definitiv Eindruck hinterlassen haben. Hüstel.
Das einzige Eisen, das ich jetzt noch im Feuer habe, ist das etwaige Volontariat bei dem Verlag, der - wie ich am Wochenende erfahren durfte - die Bewerber, die scheiße sind, mit einem hauseigen produzierten Kochbuch abspeist. Also mich jetzt ganz schnell in die Themenbereich "Haus und Garten" und "Leben und Lernen" einarbeiten... Ihr könnt Euch ja denken wieso... Und wenn ich kein Kochbuch bekomme, bin ich deprimiert - oder in Anstellung. Mal schauen.

Außerdem: Allmählich - war ja immerhin Gespräch Nr. 6 - fange ich an, an meiner Taktik der Gesprächsführung zu zweifeln. Seien wir mal ehrlich, dachte ich, das ist einfacher und auch irgendwie sympathischer als vollends Märchen zu erzählen. War wohl ein Griff ins Klo. Fortan sollte ich mir also ein paar Lügen ausdenken und den Interviewern so was von Honig ums Maul streichen und ihnen in den Arsch kriechen, so dass denen nichts anderes übrig bleibt als mich einzustellen. Wer denkt, Charakter sei das wichtigste auf der Welt, dem muss ich zustimmen: Ja, der Charakter ist das wichtigste auf der Welt - der Charakter desjenigen, der einen einstellt. Und der will gebauchpinselt werden. Produziert diese Gesellschaft doch solche Mängelwesen, die danach gieren endlich auch mal "was zu sagen zu haben" am laufenden Band - siehe die Münchner Clubszene. Nur: Dieses Aalglatte, diese Fähigkeit, sich spontan, wie auf Knopfdruck, vollends selbst zu verleugnen, das fehlt mir - definitiv. Heißt wohl für mich: Üben, üben, üben. Kann mir jemand Nachhilfe geben?

Fehlt nur noch die Bilanz für den September, Monat Nr. 2 meiner Arbeitslosigkeit:
  • diesmal nur acht Bewerbungen, davon vier für Praktika
  • vier Vorstellungsgespräche, davon eins für ein Praktikum
  • zehn Absagen, davon drei für Praktika
  • Fahrrad geschrottet und wieder repariert
  • bei dem Online-Spiel "Die Stämme" habe ich mittlerweile sechs Dörfer
  • das hier ist mein 21. Post - davon allein 15 im September
  • zwei Magisterarbeiten Korrektur gelesen
Exkurs: Liebe noch studierende Freunde! Falls Euch in den Sinn kommt, im gleichen Semester Eure Magisterarbeit schreiben zu wollen und vielleicht noch darüber hinaus meint, sie gleichzeitig eine Woche vor Abgabetermin fertig zu haben, dann fragt bitte nicht mich, ob ich die Arbeit mal Korrektur lesen könnte... Hey, das geht einfach nicht - vor allem wenn ich mich an Eure "Kunstfertigkeit" Hausarbeiten zu schreiben bei manchen von Euch erinnere... Eine Arbeit von 100 Seiten sorgfältig zu korrigieren, d.h. auch inhaltlich zu überprüfen, dauert schon eine ganze Woche. Also, den Service biete ich natürlich gerne an, aber nur wenn Ihr brav nacheinander Euren Abschluss macht, oder einfach wie ich, einen Monat vor Abgabetermin fertig seid. So schwer ist das echt nicht. Glaubt mir. Man muss es nur wollen. Und sonst nichts zu tun haben.

3 Kommentare:

:-) hat gesagt…

Du erwartest ernsthaft, dass es noch mehr Menschen gibt, die ihre Arbeit einen Monat vor Abgabetermin fertig haben?? Also ich kenne ja nur ein paar der Leute, mit denen Du Dich so rumtreibst, aber die sind alle nicht halb so bekloppt wie Du :-). Oder zumindest anders bekloppt.
Die MA-Schreib-Phase muss man geniessen so lange sie dauert! Jawohl. Und alle um einen rum verrueckt machen muss man auch, das gehoert dazu. (Auch wenn ich das natuerlich ausgelassen habe.)

Anonym hat gesagt…

Ich wüsste da wen, der/die dir Nachhilfe geben könnte :-)
Er/Sie hatte auch schon großen Erfolg damit bei einem großen Autobauer in München...

Magister Artium hat gesagt…

Sich bei großen Autobauern einschleimen, das muss ich tatsächlich noch üben. Sehr sogar. Meine Liebe zu Autos ist ja, nun, sagen wir, etwas, aber auch nur etwas begrenzt. (Situation im Student&Arbeitsmarkt Kurs für Marketing - Kursleiter arbeitet in der Marketingabteilung dieses Autobauers:
Er: Stell Dir den neuen 1er vor!
Ich: Bitte was?)

Nun gut. Aber warum anonymisierst Du denn auch noch das Geschlecht?