Sonntag, 11. November 2007

Arroganz der Macht, extended

Den Aufreger der Woche gab es eigentlich schon am Montag im Gespräch Nr. 10. Aber die Sache musste noch etwas reifen und gedeihen, bis ein angemessener Empörungsgrad erreicht wurde. Als Katalysator für diesen Wutanfall fungierte dann auch noch die Absage des Verlages mit den vielen Kochbüchern und sonstigen Ratgebern im Sortiment.

Die Absage an sich brachte meinen emotionalen Haushalt nicht ins Wanken - das gewöhnt man sich ganz schnell ab. Außerdem gabs neue Phrasen, worüber ich mich sehr gefreut habe: "Wir bedanken uns ganz herzlich für das informative Gespräch mit Ihnen." - "Bitte sehen Sie in dieser Entscheidung kein persönliches Werturteil, denn an Ihrer hervorragenden Qualifikation und Erfahrung besteht kein Zweifel. Nur sachliche Gründe waren hierfür ausschlaggebend."
Auch konnte ich mich nicht darüber aufregen, dass ich kein kleines Zuckerl in Form eines Kochbuchs bekam, denn ich bekam eins.

Nur - jetzt kommts - bei den Milliarden Kochbüchern, die die so fabriziert haben, schenken die mir zielsicher das Kochbuch für Quiches. Und wenn ich als begeisterter Hobby-Koch von etwas total unbegeistert bin, dann sind das Quiches. Quiches - also "die beliebten Torten mit dem pikanten Belag", wie das Kochbuch propagiert - sind Ausgeburten der Hölle. Quiches - warum auch immer fabriziert von warum auch immer von Quiches begeisterten Menschen - gibt es eigentlich nur in zwei Varianten: Entweder wurde die Quiche so lange gebacken, dass der Mürbeteig eher eine Weiterentwicklung von Beton als ein essbares Etwas darstellt, oder aber die Quiche wurde - um ersteres zu verhindern - zu kurz gebacken, so dass die Mahlzeit aus einem Mischmasch von halbgestockter Sahne, billigem Käse, aufgeweichten Teig und dahinfließenden Gemüsestücken besteht und man sich in diesem Moment nichts sehnlicher wünscht als eine richtige Gemüsesuppe. Darüber hinaus - ich kann mir nicht helfen - sehen die Dinger - egal ob Zucchiniquiche, Speck-Lauch-Quiche oder Spargelquiche mit Lachs - so aus als hätte jemand rein gespieben [Duden sagt: speiben = bayr. u. österr. mdal. für erbrechen] und das im Ofen fest gebacken. Und meinen persönlichen kulinarischen Horror-Super-GAU habe ich auch gefunden: Blumenkohl-Broccoli-Quiche ("Ein grün-weißer Genuß, bei dem auch das Auge mitißt." - exakt! würg).

Durch diese Absage war also schon ein gewisses Ekelniveau vorbereitet, das den Nährboden darstellte, in welchem der Aufreger der Woche gedeihen konnte, bis er letztendlich explosionsartig hervortrat:
In Gespräch Nr. 10 interessierte sich mein Gegenüber irgendwann für mein absolviertes Praktikum in einer PR-Agentur. "Sie waren ja zwei Monate in dieser Agentur. Zwei Monate sind jetzt aber schon etwas kurz." Ehrlich wie ich nun mal bin, gabs die volle Packung Wahrheit zurück. "Das war von mir so gewollt. Die hätten auch schon ganz gerne jemanden für sechs Monate gewollt, aber ich war nur bereit, das für zwei Monate zu machen. Denn für mich ist das Preis-Leistungsverhältnis eigentlich nur in einem zweimonatigen Praktikum gewahrt." (Übrigens: Eigentlich nicht mal da, eigentlich nirgends, aber egal.)
Die Antwort haut mich bis heute noch von den Socken. In ihr steckt konzentriert die komplette Arroganz der Macht, welche Menschen entwickeln können, die am längeren Hebel sitzen. Diese höchst anmaßende Widerlichkeit kam den Leuten ganz beiläufig über die Lippen:
"Sie müssen wissen, dass den Unternehmen auch daran gelegen ist, die Leute länger im Hause zu haben. Bis die mal eingelernt sind - also das sind ja Investitionen, also Kosten des Unternehmens - dauert es einfach seine Zeit. Und, überlegen Sie mal, was Sie in diesen sechs Monaten alles an Erfahrungen, Lehren und Kenntnisse herausziehen und mitnehmen können - das kann man mit keinem Geld der Welt aufwiegen!"

3 Kommentare:

thonesz hat gesagt…

Ja, is halt so: Menschen kann man schon mit Geld aufwiegen ... oder mit anderen Menschen ...

Anonym hat gesagt…

also ich würde mich über das Kochbuch freuen... aber da haben wir eben unterschiedliche Geschmacksrichtungen :)

Anonym hat gesagt…

»[...] das kann man mit keinem Geld der Welt aufwiegen«
Ah ja. Gut zu wissen. Muß 'ne harte Entscheidung sein, sich 'n Praktikumsplatz aus den Rippen zu schneiden anstatt jemanden fest einzustellen. Mehr Ehrfurcht vor Praktika-Anbietern!