"Äh, ja, warten, glaub ich." Das ist die Wahrheit. Deswegen habe ich das natürlich nicht gesagt. Ist ja auch keine Beichte, sondern ein Vorstellungsgespräch. Bei Gespräch Nr. 11 lief es - zu meiner Überraschung - ganz gut. Zumindest fabrizierte ich keine Aussetzer. Ich war hingegen sogar einigermaßen geistig agil, als Fragen kamen, die ich bis dato noch nicht gehört hatte. Selbst die erneute fiese Attacke "Do you speak English?" konnte ich - zwar nicht mit Bravour, aber auch nicht mit Gestottere - abwehren. Leider fand meine vorgestanzte und hingezimmerte Paradeanwort keine Verwendung. Wär auch ein wenig blöd gewesen bei "Can you describe in short words, what kind of working style do you prefer?". Das Gespräch war tatsächlich sehr angenehm. Ich musste mir keine Scheiß-Antworten auf Scheiß-Fragen ala "Was ist Motivation, Karriere oder sonstwas?" einfallen lassen - man merkt sofort, dass kein Personaler anwesend war -, sondern konnte/sollte Auskunft geben über meine verschiedenen Stationen meines Lebenslaufes. Passiert auch nicht alle Tage.
Die Firma hat zwei Monate gebraucht, um festzustellen, dass sie mich gerne einladen möchten. Es ist daher auch kaum zu erwarten, dass sie wesentlich kürzer braucht, um festzustellen, dass sie mich gerne einstellen möchten. Ich bekomme gegen Ende nächster Woche ein erstes Feedback. Sollte es positiv ausfallen, komme ich in Level 2, ergo ein weiteres Gespräch. Level 3 wäre dann ein 18-monatiges Traineeship in einem durchwegs international agierenden Kommunikationsberatungsunternehmen, in welchem "eine hohe Arbeitsbelastung", "ein sehr flexibles, spontanes Wesen" und "eine gewisse Lust am Reisen" abverlangt wird. Weil "wir setzen unsere Trainees dort ein, wo andere Agenturen ihre Junior-Berater verwenden." Klingt nach Stress. Aber irgendwie muss sich ja Arbeit von Studium und Rente unterscheiden. Das ist mein absoluter Traumjob, so Consulter und so, jaja, bestimmt, ähm, jaja, puh. Träume sind eh was für Träumer. Da steh ich doch drüber. Außerdem will ich Arbeit, dann brauche ich nicht mehr drüber nachdenken, was ich denn so tue, wenn ich gerade ausnahmsweise mal nicht arbeite.
In der Woche bin ich nun um fünf Visitenkarten reicher geworden - da fällt mir ein: Die Verlagsmenschen, bei denen ich war, hatten allesamt keine. Haben wohl keine Verwendung für solche Sachen wie "Director", "Practice Leader", "Account Director" oder "Senior Account Manager". So, und was mache ich jetzt? Ja genau. Warten!
Donnerstag, 8. November 2007
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