Letztes Wochenende habe ich mein lange vernachlässigtes Hobby - Vorstellungsgespräch haben - nicht mehr länger vernachlässigt. Als sensationelles Organisationsgenie und noch sensationellere Lebenslaufschlampe hatte ich nicht nur Gespräch Nr. 1 nnZ am Freitag, sondern gleich auch Gespräch Nr. 2 nnZ am Samstag. Ich - bzw. wohl eher mein Lebenslauf - ist so was von geil, dass sich Leute sogar am Wochenende ins Büro quälen, nur um mich kennenzulernen. Bei so viel Wertschätzung quäle ich mich doch gerne zur Ästhetikperle Brüssels (Gare du Nord) und durch sieben Stunden ICE-Fahrt nach München, nur um diese Leute kennenzulernen.
Da ich nur ein Standard-Bewerbungsanschreiben (zu mehr fehlen mir einfach die Formulierungskünste) habe, ist es nicht weiter überraschend, dass es sich beide Male um Traineeships resp. Volontariaten bei PR-Agenturen handelte. Das wars im Grunde auch schon mit den Gemeinsamkeiten, denn die Gespräche konnten unterschiedlicher nicht sein.
Vorhang auf für Nr. 1 nnZ: Das Gespräch begann ganz normal mit ein wenig Small-Talk und der Vorstellung der Firma durch eine der Geschäftsführerinnen, um die Zeit zu überbrücken, bis sich der Hauptdarsteller der Szenerie auch endlich eingefunden hatte: Mr. PR-Schlampe in Reinform! Spontan wurde ich mit Vornamen begrüßt und zum Zwangsduzen verdonnert. Ordentlich in den Stuhl gefläzt, mit weit geöffnetem Leinenhemd wurde dann mein Leben immer mal wieder als "super", "toll" und "außerordentlich" kommentiert, bis nach dem üblichen Frage-Antwort-Spiel die Sache zu ihrem Klimax kam: überaus faszinierende "Ich lote jetzt ganz geschickt mal deine Persönlichkeit aus"-Fragen.
Es ging um Bücher ("Welches Buch hast Du als letztes gesehen und wem kannst Du es empfehlen?"), Filme, Musik ("Welchen aktuellen Hit hast Du gerade im Ohr und kannst nicht genug davon bekommen?"), Fernsehserien, Autos ("Welches Auto würdest Du fahren wollen und vor allem welche Farbe würde es haben?"), Freizeit ("Wo trifft man Dich an einem typischen Samstagnachmittag?") usw. Der zweite Person war das ein wenig peinlich - was ich überhaupt nicht verstehen kann, echt nicht -, so dass sie gleich meinte, ich müsse nicht antworten, wenn ich nicht wolle. Ich war so was von begeistert, meinem größten Fan endlich mich näherbringen zu können, so dass es dann die volle Packung an Persönlichkeit auch zurückgab: Buch, Film, Musik, Fernsehserien, sogar Auto! Schade nur, dass er nicht was über Gott und Welt gefragt hat, denn dann hätte ich ihm was über Gott und die Welt erzählen können - da liegt ja bekanntlich eine meiner Stärken!
Dann wars auch schon zu Ende und ich wurde netterweise noch schnell im Hinausgehen darauf hingewiesen, dass noch eine zweite Gesprächsrunde zu absolvieren ist, bevor hier was endgültig ist. Noch ein fröhliches "Tschüssi" und "Ciaoi" und ich konnte aufs nächste Gespräch warten.
Nr. 2 nnZ verlief im Gegensatz vollkommen unspektakulär: Standard-Leute, Standard-Small-Talk, Standard-Fragen, Standard-Antworten, Standard-Gehalt, Standard-Arbeitsbedingungen. Für einen Standard-Typen wie mich war es also extrem angenehm. Was keine Aussage über "Wie liefs?" ist, denn "Wies lief" zu beurteilen, habe ich mir abgewöhnt. Bislang lief ja nicht so viel.
Antworten bekomme ich laut Ansage Anfang nächste Woche. Ach ja, andere Schlampen gabs das Wochenende nicht. Ätschibätschi.
Dienstag, 15. April 2008
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2 Kommentare:
Und was war dann mit deinen Freundschaftsschlampen am Freitag? Ich fühle mich ganz arg vernachlässigt!!!
Kannst du dir (bei den Fragen) überhaupt vorstellen, dass du in den Laden von Nr. 1nnz überhaupt reinpasst? Oder bist du schon soweit mürbe gemacht, dass du alles nimmst?
Es grüßt
die Hamburgerin
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