Dienstag, 27. Mai 2008

Die einzig wahre ultimative PR-Typologie

Gespräche Nr. 17 und 18 halfen mir, meine kleine Typologie von PR-Agenturen zu vervollständigen. Die erste Gruppe sind natürlich all die Styler und PR-Schlampen, wie man sie halt kennt. Die machen was mit Medien, Lifestyle, Trends, dem echten Leben und sind per se einfach nur geil und wild aufs Party machen. Job, Lifestyle, Leben, Party miteinander vermengt, nicht auseinander zu dividieren. Alles ist hip, trendy, stylisch. Anglizismen deren Weltsprache. PR ist nicht nur ein Beruf, nicht nur eine Berufung, nicht nur ein Lebensgefühl. Es ist die Essenz eines würdigen Lebens. Es ist der Weg zur Erlösung!

In der zweiten tummeln sich all die sachlichen und nüchternen. Da kommt die ganze Geschichte als Arbeit daher, als Dienstleistung. Da wird etwas gemacht, um - man glaubt es kaum - Geld zu verdienen. Geld verdient man, indem man die Leistung bringt, welche der Kunde will. Leistung bringt man, wenn man die richtigen Leute einstellt. Richtige Leute zeichnen sich dadurch aus, dass sie fähig sind. Stellt sich die Frage, ob man nun fähig ist. Also richtig fähig, und nicht dieses fähig, seine Inkompetenz als fähig darzustellen. Klingt ziemlich platt und unerotisch. Ist definitiv nicht für jeden was.

Die dritte sind die Künstler. Die bringen nicht nur einfach so eine Dienstleistung, sie haben sich dabei auch noch was gedacht. Sie philosophieren, sie ideologisieren, sie verklären. Bei denen steckt ein Konzept dahinter, ein Plan, eine Idee - nein, nicht Geld verdienen, sondern eine Art Welt retten durch PR. Natürlich in extrem flachen Hierarchien. In einer Atmosphäre des freien Meinungsaustauschs, der die Kreativität aller anregen soll. Konstruktive Kritik wird geradezu provoziert. Aber nur konstruktive. Konstruktivität bedeutet Fortschritt, Dekonstruktivität ist Rückschritt. Viele Worte für ein banales Konzept: Geld verdienen ist anrüchig, also ziehen wir ihm ein Clownskostüm an.

(Kennst Du noch andere Typen? Unterstütze das Projekt "Die einzig wahre ultimative PR-Typologie".)

Gespräch Nr. 17 fällt unter die zweite Kategorie. Kleine Agentur spezialisiert auf IT-Dienstleistungen von und für den Mittelstand. Der erste Schlag unter die Gürtellinie für jeden Styler. Mittelstand? IT? Wo sind da der Champagner und die halbnackten Frauen, die diesen auf den Boxen tanzend über ihr Dekolleté schütten? Weiß nicht, vielleicht nach Feierabend? Ja, es gibt Feierabend. Der nächste Schlag unter die Gürtellinie für jeden Styler. Unser Fokus beruht auf erklärungsbedürftigen Produkten. Erklärungsbedürftig? Heißt das etwa denken? Noch einer unter die Gürtellinie. "Ich muss zugeben, so richtig der Typ für dieses Lifestyle-Getue bin ich nicht." - "Freut mich, denn so jemand würde auch nicht zu uns passen." Yeah! Leider mit 1200 Euro brutto etwas unterdurchschnittlich bezahlt, aber man muss sich auch keine Kotztüten zulegen. Das gleicht es wieder aus. Benachrichtigung nächste Woche.

Wie Gespräch Nr. 18 ablief, kann man erahnen. Es lieferte die Anregung, die dritte Gruppe zu kreieren. Wir sind nicht stylisch, aber auch nicht spießig, wir sind unkonventionell. Gespräch nicht im Konferenzsaal, sondern im Garten auf einer Bierbank. Selbstverständlich per "Du". Ziemlich viel Gerede darüber, was die sich alles bei PR - und wie man es richtig angeht - so gedacht haben: Arbeitsorganisation, Arbeitsweise, Auswahl der Kunden, angestrebte Größe, Firmenphilosophie usw. Erstaunlich, wie viel man sich bei so was überhaupt denken kann. Erstaunlich übrigens auch, wie unmöglich es ist auf einer Bierbank eine halbwegs würdige Sitzposition hinzubekommen. Mit Hemd, Anzugshose und Anzugsschuhen würdig auf einer Bierbank? Richtig. Ist nicht. Ich kam mir schlichtweg etwas blöd vor. Das "Technische": 1500 Euro, 12 Monate, davon zwei Monate Probezeit, davor aber noch eine zweite Gesprächsrunde. Mal schauen. Benachrichtigung nächste Woche.

Gespräch Nr. 19 steht übrigens auch an, noch diese Woche. Diesmal auch keine PR-Agentur. Sondern ein Verlag, Lektoratsvolontär Fachbuch. Ich gehe vom schlimmsten aus: 500 Euro brutto - und damit ein klares Nein. Aber man darf ja hoffen. Und zu tun habe ich momentan auch nichts.

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