Freitag, 30. Mai 2008

Die Liste, mit der jeder Stich sitzt

Wer dieses Blog nur liest, um zu erfahren, wie ich Vorstellungsgespräche vermassele, der muss sich bis Montag gedulden. Es hat sich etwas verschoben. Den Pflichtteil hätten wir also.

Die Kür: Ich verbessere die Welt. Ja, ich. Ja, die Welt. Ja, verbessern. Das ist nämlich mein heimliches Hobby. Huch, mein ehemals heimliches Hobby. Ich verbessere die Welt, indem ich Menschen helfe. Ich. Helfe. Menschen. Alleiniges und oberstes Ziel der Menschheit ist bekannter Weise, jemanden ins Bett zu bekommen. Dafür muss man auf Partys cool wirken. Und die Konkurrenz ist groß. Deswegen muss man auch extravagant sein.

Was liegt also näher, zu den üblichen coolen Sprüchen, welche man eh schon ablässt, noch die coolsten Passagen eines der coolsten Bücher aller Zeiten galant in den Hahnenkampf einfließen zu lassen. Außerdem kann man diese Passagen in einer Liste präsentieren, denn Listen sind ja heutzutage kaum mehr aus dem Alltag wegzudenken, weil die ja so was von cool sind. Ergo: Ich verbessere die Welt, indem ich ihr die vier coolsten Passagen aus dem obercoolen Werk "Der Ursprung der Familie, des Privateigentums und des Staats" von Friedrich Engels in Form einer Liste schenke. Wer die Konkurrenz verloren hat oder von vornherein einfach nur uncool ist, der kann seine Trauer und Depression vollends ausleben und die uncoolste Variante aller Zeiten wählen: Das Buch ganz lesen.

Für die Coolen dieser Welt aber hier weltexklusiv in einer Weltpremiere: Die vier coolsten Passagen aus dem obercoolen "Der Ursprung der Familie, des Privateigentums und des Staats":

  1. Und wenn strenge Monogamie der Gipfel aller Tugend ist, so gebührt die Palme dem Bandwurm, der in jedem seiner 50-200 Proglottiden oder Leibesabschnitte einen vollständigen weiblichen und männlichen Geschlechtsapparat besitzt und seine ganze Lebenszeit damit zubringt, in jedem dieser Abschnitte sich mit sich selbst zu begatten.
  2. So tritt die Einzelehe keineswegs ein in die Geschichte als die Versöhnung von Mann und Weib, noch viel weniger als ihre höchste Form. Im Gegenteil. Sie tritt auf als Unterjochung des einen Geschlechts durch das andere, als Proklamation eines bisher in der ganzen Vorgeschichte unbekannten Widerstreits der Geschlechter.
  3. So ist die Erbschaft, die die Gruppenehe der Zivilisation vermacht hat, eine doppelseitige, wie alles, was die Zivilisation hervorbringt, doppelseitig, doppelzüngig, in sich gespalten, gegensätzlich ist: hier die Monogamie, dort der Hetärismus mitsamt seiner extremsten Form, der Prostitution. Der Hetärismus ist eben eine gesellschaftliche Einrichtung wie jede andere; er setzt die alte Geschlechtsfreiheit fort - zugunsten des Männer.
  4. Da aber in jeder Art Ehe die Menschen bleiben, was sie vor der Ehe waren, und die Bürger protestantischer Länder meist Philister sind, so bringt es diese protestantische Monogamie im Durchschnitt der besten Fälle nur zur ehelichen Gemeinschaft einer bleiernen Langeweile, die man mit dem Namen Familienglück bezeichnet.

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