Donnerstag, 6. November 2008

Schön, wenn man gebraucht wird

Ich habe es fast nicht mehr für möglich gehalten. Die Wahl des US-Präsidenten hat es allen bewiesen. Eine neue Epoche beginnt. Ich bin voller Hoffnung: Politikwissenschaftler haben gezeigt, dass sie in dieser Gesellschaft tatsächlich nützlich sein können.

Wer, wenn nicht wir, ist in der Lage, die Bedeutung und die Mechanismen dieser Wahl eindrucksvoller zu erläutern? Wenn die Leute ängstlich weinen und zittern, weil ihnen das amerikanische Wahlsystem wie ein Buch mit sieben Siegeln entgegentritt, dann hat unsere Stunde geschlagen. Wie war ich entzückt, als die Schlagworte der indirekten Wahl, des Mehrheitswahlsystems und - o ja, o ja, - des The-Winner-takes-it-all-Prinzip nahezu stündlich von den Lippen eines Vertreters unserer Profession kamen. Nicht zu vergessen die Höchstleistung, als mit dem Kongress eine zweiter Aspekt mit in die Analyse einbezogen wurde: United und divided government. Einfach nur genial. Die Botschaft ist eindeutig: Mag der dumme Ami kein sinnvolles und verständliches System, wie beispielsweise in Deutschland, hinbekommen - kein Problem: Wir sind da und helfen aus! Auf uns ist Verlass!

Am eindrucksvollsten war das ZDF. Dort konnte mein Alter Ego vor zwei haushohen Videoleinwänden den Gaukler spielen und staatstragend den Slogan der Stunde verkünden: Lasst die Zahlen sprechen! Der ARD-Mann durfte das auch sagen, der bekam aber nur drei Notebooks zur Verfügung gestellt. Was seine Seriösität aber auch nicht gemindert hat.

Schöne neue Welt. Jetzt müssen die Amis nur noch einen Fraktionszwang hinbekommen. In Zeiten des Wandels schaffen wir das aber auch noch. Yes, we can!

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