Samstag, 9. Mai 2009

Du bist aber braun geworden...

Montag nähert sich und der Druck steigt. Nach einer Woche Urlaub steht die Rückkehr in die Hedonismus-Konkurrenz bevor. Um nicht schmerzvoll unterzugehen, brauche ich dringend schöne Ferienerlebnisse. Eigentlich muss man jeden Montag bestehen, denn man muss ja ständig gesellschaftlich akzeptierte Dinge machen, die das Leben toll und schön machen. Unter der Woche macht selbstverständlich die Arbeit alles toll und schön. Selbstverwirklichung und Dynamik, la la la. Wochenenden müssen dies stets toppen, was schon schwer genug ist. Aber mehr Tage Nicht-Arbeit (toll und schön!?) verlangen automatisch nach mehr. Vor allem, nachdem die zweite Hälfte der Woche durch gutes Wetter gezeichnet war. Bei Sonnenschein muss einfach gelebt werden. Was ich aber nicht tat. Jetzt muss ich improvisieren.

Eine Idee, die aber sofort wieder verworfen wurde, war: "Ich habe Bier gekauft und mich hemmungslos betrunken." Entspricht zwar der Wahrheit, geht aber gar nicht. Zu primitiv und viel zu negativ. Eher schon: "Ich habe Wein gekauft." Aber auch nicht, weil "Ich habe exquisiten Wein gekauft" schon besser ist. Aber das einzige, was dahingehend zählen würde, wäre: "Ich bin zu meinem Lieblingswinzer, den ich bereits seit 20 Jahren kenne, schätze und duze, ins schöne, sonnige und phantastische Süd-Frankreich gefahren, habe ein wenig bei der Lese geholfen, umso mehr gefachsimpelt und abends mehrere Gläser Leben pur getrunken." Der absolute Bringer, nur für mein Alter etwas problematisch. Die Geschichte kann man sich zumindest merken, denn mein Berufsleben dauert noch etwas länger.

Blöd nur, dass mein Ideenfundus jetzt schon erschöpft ist. Ich habe ja den Makel, immer nur "Ich" sagen zu können, obwohl in die Erzählungen immer ein "Wir" muss. Wer alleine und damit per se einsam ist, kann einfach kein Spaß haben, nicht glücklich sein, nicht leben. Sobald ein tolle und schöne Zweisamkeit suggerierendes "Wir" existiert, kann man auch so nen Kack anführen wie "Wir haben haben uns mit einer Flasche guten Weines einen gemütlichen, schönen Fernsehabend gemacht und danach gute Gespräche geführt." Übrigens nur gute, niemals schlechte. Ist das nicht ein erfülltes Leben?

Aber man ist ja nicht so. Auch gewisse Einmannprogramme sind in Ordnung. Was stets akzeptiert ist, ist "gute Bücher im Park zu lesen". Aber nur gute, niemals schlechte. Viel besser wäre zwar, "ein echt gutes Buch am Strand zu lesen", aber dafür bin ich zu bleich, um glaubhaft zu sein. Das ist schon blöd genug, weil man ja gebräunt sein muss, bekanntlich wegen Sonne, Lebensfreude und Vitalität. Je bräuner, desto erholter, desto glücklicher.

Aber jetzt habe ich es: Ich imaginiere mir einfach eine Partnerin (Auf Nummer sicher gehen, Heterosexualität ist trotz aller zur Schau getragener Liberalität noch das Non plus ultra). Mach ich doch mit meinen "Freunden" genauso. Juchuu, ich habe etwas zu erzählen. Zehn Monate Arbeitsleben und ich bin endlich angekommen.

1 Kommentar:

Assimil hat gesagt…

"Wir haben haben uns mit einer Flasche guten Weines einen gemütlichen, schönen Fernsehabend gemacht und danach gute Gespräche geführt."
- Menschen, die das erzählen sprechen in aller Regel von einer guten Flasche Wein.